Die Lockenzehe, auch als „Krallenzehe“ oder „Klauenzehe“ bekannt, bezeichnet eine Fehlstellung der Zehen, bei der es zu einer dauerhaften Beugung der Zehengelenke kommt. In der Regel ist das Grundgelenk überstreckt, während das Mittel- und Endgelenk gebeugt sind. Am häufigsten betroffen sind die zweite, dritte oder vierte Zehe – die Großzehe bleibt in der Regel verschont. Die Verformung kann sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen auftreten, mit steigender Häufigkeit im höheren Lebensalter.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Entstehung einer Lockenzehe ist meist multifaktoriell bedingt. Eine wichtige Rolle spielen muskuläre Dysbalancen im Fuß: Wenn die Beugemuskulatur überaktiv ist und die Streckmuskulatur geschwächt, ziehen die Muskeln die Zehe nach unten. Häufig geht dies mit einem Spreizfuß oder einem Hallux valgus einher. Auch neurologische Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Schlaganfälle oder Polyneuropathien können die Entstehung begünstigen, da sie die Muskelsteuerung beeinträchtigen.
Zudem können schlecht sitzende oder zu enge Schuhe, die die Zehen dauerhaft zusammendrücken, langfristig zu einer Verformung führen. Verletzungen, rheumatische Erkrankungen oder genetische Veranlagungen können ebenfalls eine Rolle spielen.
Symptome und Beschwerden
Je nach Ausprägung kann eine Lockenzehe völlig beschwerdefrei verlaufen oder erhebliche Schmerzen verursachen. Typische Symptome sind Druckstellen auf dem Zehenrücken, die häufig zu Schwielen oder Hühneraugen führen. Auch Schmerzen beim Gehen oder das Gefühl, dass der betroffene Zeh im Schuh anstößt, sind häufig. In fortgeschrittenen Fällen kann es zu einer Einsteifung des Zehs kommen, was die Beweglichkeit deutlich einschränkt.
Abgrenzung zu anderen Zehenfehlstellungen
Nicht jede gekrümmte Zehe ist automatisch eine Lockenzehe. In der medizinischen Praxis wird zwischen verschiedenen Zehenfehlstellungen unterschieden: Die Krallenzehe betrifft meist das Mittel- und Endgelenk, die Hammerzehe weist eine Beugung hauptsächlich im Mittelgelenk auf, während das Grundgelenk in Normalstellung bleibt. Beide können mit einer minimalinvasiven Zehenoperation behandelt werden. Bei der Mallet-Zehe ist nur das Endgelenk gebeugt. Die genaue Diagnosestellung ist wichtig, da sich die Behandlung – insbesondere operativ – je nach Form der Fehlstellung unterscheidet. Eine genaue klinische Untersuchung und ggf. ein Röntgenbild helfen, die richtige Einordnung und Therapiewahl zu treffen.
Konservative Behandlungsmöglichkeiten
In frühen Stadien oder bei noch flexibler Fehlstellung kann die Lockenzehe konservativ behandelt werden. Eine Umstellung auf fußgerechtes Schuhwerk mit ausreichend Zehenfreiheit ist der erste Schritt. Orthopädische Einlagen können den Fuß entlasten und muskuläre Dysbalancen ausgleichen. Zehenorthesen oder Schienen helfen, die Fehlstellung zu korrigieren oder das Fortschreiten zu verlangsamen.
Zusätzlich können gezielte physiotherapeutische Übungen die Muskulatur stärken und die Beweglichkeit verbessern. Besonders wirksam sind Dehnübungen für die verkürzten Beugemuskeln sowie Kräftigungsübungen für die Streckmuskulatur. Bei Schmerzen kann auch eine kurzfristige medikamentöse Therapie mit entzündungshemmenden Wirkstoffen erwogen werden.
Wann eine Operation notwendig wird
Wenn konservative Maßnahmen nicht mehr ausreichen oder die Fehlstellung bereits fixiert ist, kann ein operativer Eingriff notwendig sein. Ziel der Operation ist es, die Zehe zu begradigen, die Sehnen zu verlängern oder zu verlagern und gegebenenfalls knöcherne Veränderungen zu korrigieren. Es stehen unterschiedliche Operationsverfahren zur Verfügung – je nach Schweregrad der Deformität und individuellen Gegebenheiten.
In vielen Fällen kann der Eingriff minimal-invasiv durchgeführt werden, was die Heilungsdauer verkürzt und Komplikationen reduziert. Nach der Operation ist eine Nachbehandlung mit spezieller Schuhversorgung, Schonung und Physiotherapie wichtig, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.
Der richtige Zeitpunkt für ärztlichen Rat
Nicht jede Lockenzehe muss operiert werden – aber je früher eine Fehlstellung erkannt und behandelt wird, desto größer ist die Chance, sie ohne Operation zu korrigieren oder zumindest aufzuhalten. Wer Veränderungen an seinen Zehen bemerkt, Schmerzen verspürt oder Probleme beim Gehen hat, sollte nicht zögern, einen Fußspezialisten aufzusuchen. Denn gesunde Zehen sind entscheidend für ein schmerzfreies und stabiles Gangbild – ein wichtiger Baustein für Lebensqualität und Mobilität bis ins hohe Alter.
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